… die Öffnung …

Auf dem Coburger Wochenmarkt bot jemand geschnitzte Kochlöffel feil. Die Löffel haben ein Herz eingearbeitet bekommen. Das führt beim Rühren dazu, dass die Suppe durch das Herzloch strömt – strömen muss. Das Herz ist zwar physisch nicht in der Suppe vorhanden, aber die gesamte Suppe ist durch die anwesende Abwesenheit des Herzförmigen vom Herzen berührt – weil gerührt.

Diese besonderen Löffel erinnern mich an den alten Spruch: ICH BIN EIN LOCH IN SEINER FLÖTE. Solch tiefsinniges Wort soll von Hafiz stammen – einem persischen Dichter, der 400 Jahre vor Goethe gelebt hat – und dem sich der Weimarer Staatsminister gleichsam als geistigem Zwilling verbunden fühlte. Die Überlegung des persischen Freundes unseres Thüringer Haupt-Dichters ist oft interpretiert und auch aus dem historisch rein orientalischen Kulturraum in den später abendländisch christlich verstandenen Bereich eingepflanzt worden.

Vielleicht ist man als Mensch tatsächlich so etwas wie eine besondere Öffnung in einem wunderbaren Musik- bzw. Blasinstrument, durch das der Geist (respektive Atem) Christi strömt und damit seinen Hymnus ertönen lässt. Oder so ähnlich …

Auf jeden Fall, wenn man wieder einmal denkt, man sei zu nichts nütze: Du bist ein Loch in seiner Flöte. Das fehlende Herz in einem Löffel ist ja doch da! Der blaue Himmel wird auf der Erde durch diese Öffnung deutlich sichtbar. Und das Himmels-Herz überträgt sich beim Rühren in die Suppe unseres irdischen Tun und Lassens.